Neues aus der Forschung

Bananen und Beeren - Keine gute Kombi?

von Carina Wohlleben

Vielleicht hast du es schon auf Social Media mitbekommen: Aktuell teilen viele Ernährungs-Accounts, warum du auf keinen Fall Bananen und Blaubeeren in deinem Smoothie mischen solltest ❌.

Eine Studie habe belegt, dass Früchte, die eine hohe Aktivität des Enzyms PPO (Polyphenol-Oxidase) aufweisen (beispielsweise Bananen), den Gehalt und die Bioverfügbarkeit von Flavonoiden herabsetzen. Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe, die beispielsweise in Beeren enthalten sind, und denen eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt wird. Kombiniert man also Bananen und Beeren, kann unser Körper nicht mehr von diesen Stoffen profitieren, weswegen man sie nicht kombinieren sollte.

Soweit, so gut. Aber was hat die Studie eigentlich tatsächlich untersucht?

In der Studie wurden 2 verschiedene Experimente durchgeführt. Im ersten Experiment bestand die untersuchte Stichprobe aus 8 gesunden Männern. Diese Männer konsumierten jeweils 3 verschiedene Produkte:

  1. Ein Smoothie, reich an Flavonoiden auf Bananenbasis (also reich an PPO)🍌
  2. Ein Smoothie, reich an Flavonoiden auf Beerenbasis (geringer Gehalt an PPO)🫐
  3. Flavonoide in Kapselform💊

Ergebnis des ersten Experiments: Der Blutwert, der anzeigt, wie viel Flavonoide vom Körper aufgenommen wurden, war bei Produkt 2 und 3 identisch. Der Blutwert nach Einnahme des Bananensmoothies zeigte eine um 84 % geringere Konzentration als nach der Kapseleinnahme. **

Im zweiten Experiment bestand die Stichprobe aus 11 gesunden Männern. Diese nahmen die Flavonoide erst in Kapselform ein, bevor sie Bananen aßen. Auch hier zeigte sich, dass der Blutwert, der anzeigt, wie viel Flavonoide der Körper aufgenommen hat, verringert ist. Laut Studie lässt das den Schluss zu, dass der Abbau von den in Beeren enthalten Flavonoiden durch die in Bananen enthaltene PPO im Magen stattfindet.

Meine persönlichen Kritikpunkte an der Studie sind folgende:

  • Der Stichprobenumfang ist mit 8 bzw. 11 Teilnehmern viel zu gering, als dass man daraus valide Rückschlüsse ziehen könnte.
  • Es wurden ausschließlich gesunde Männer im Alter von 25 bis 60 Jahren untersucht. Übrigens war eine vegane oder vegetarische Ernährung bei der Studie ein Ausschlusskriterium. Die Stichprobe ist also weit davon entfernt, die Gesamtbevölkerung auch nur annähernd abzubilden.
  • In der Studie wurde ein alltagsfernes Setting gebildet. So mussten die Teilnehmer am Tag vor und während der Studie auf Alkohol, Kakaoprodukte und koffeinhaltige Getränke verzichten. Zudem mussten sie vor jedem Studientag 12 Stunden lang fasten. Das mag eine saubere Umgebung für eine Untersuchung darstellen, aber es lässt nur schwer Rückschlüsse auf die alltägliche Ernährung zu.
  • In Experiment 1 enthielten die Smoothies keine Beeren, sondern einen standardisierten Kakaoextrakt.
  • Auch in Experiment 2 wurde nicht das Zusammenspiel von Bananen und Beeren getestet, sondern von Bananen und eines Flavonoid-haltigen Testgetränks.

Mein viel größerer Kritikpunkt ist allerdings der Umgang mit den Studieninhalten auf Social Media. Die Studienergebnisse werden von großen Ernährungsprofilen geteilt, wobei die Inhalte nicht ansatzweise kritisch hinterfragt werden.

Daher mein Appell an dich: Sei vorsichtig, wenn vermeintliche Ernährungsexpert:innen Studien teilen. Denn leider werden die Ergebnisse viel zu oft fehlinterpretiert oder es werden Dinge weggelassen, die für den Zusammenhang wichtig wären.

Hier geht's zur Studie: https://pubs.rsc.org/en/content/articlelanding/2023/FO/D3FO01599H

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